»Ausstellung - Der Erfinder der Elektrizität« Joseph Beuys und der Christusimpuls -
Die 10. LNR findet mit dem aktuellen Hygienekonzept statt.
Veranstaltungen im Freien bis zu 500 Personen (ab 250 Personen generell Testpflicht, darunter abhängig vom Hygienekonzept)
Veranstaltungen in geschlossenen Räumen bis zu 100 Personen (ab 11 Personen Testpflicht)
Es wird vor Ort ein mobiles Coronateam geben, die den Bürgertest durchführen können.
Kooperationsparnter Quo Vadis Impresariat I www.quovadis-impresariat.eu Stiftung St. Matthäus Theologische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin Die Christengemeinschaft Berlin Wilmersdorf
Die atmende Erde. Es liegt etwas in der Luft – es ist eine Bewegung in Gang, eine stille Revolution. Nicht mehr höher, schneller, weiter – sondern Ich und Du für eine lebenswerte Zukunft. Experimente sind viele auf dem Weg … Die Corona-Krise beschleunigt die Wandlungsprozesse in Gesellschaft und Arbeitswelt. Diese rufen nach neuen Ideen und Inspirationen. Die globale Krise zeigt auf, wo die Welt aus der Spur geraten ist. Dazu noch die bedrohliche Erwärmung unseres Planeten, unser Umgang mit der Natur, mit Boden, Pflanzen und Tieren. Hunger in der Welt, enorme und dramatische Fluchtbewegungen, Kriege immer noch als Mittel der Konfliktbewältigung usw. Man sieht: Da warten existenzielle Aufgaben – da will ein neuer, gesellschaftlicher Konsens erarbeitet werden, und das weltweit. Die alten Konzepte verlieren ihre Tragfähigkeit. Eine neue Art des Miteinanders ist gefragt. Übergänge werden als unsicher erlebt, bieten aber auch kostbare Ereignisräume, die Potenzial bergen, poetische Zonen des Lebens und inspirierende Begegnungen ermöglichen und einladen, uns mit der kreativen Kraft des Lebens neu zu verbinden.
Katalog zu Lange Nacht der Religionen “ein und viele Performative Skulpturenmit Kaaren Beckhof | Kolam- und Performancekunst”
16:00 Begrüßung Pfarrer Hannes Langbein, Direktor Stiftung St. Matthäus Prof. Dr. Andreas Feldtkeller, Lehrstuhl Religionswissenschaft und Interkulturelle Theologie, Theologische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin
16:15 Übung und Gespräch mit Claudia Reihnhardt: 'Atem ist unser innerer Beweger. Die Atembewegung in uns organisiert alle vegetativen Prozesse. Sie eröffnet Körperinnenräume oder minimiert und blockiert diese. Atemheilkunst lehrt das Zulassenkönnen des je eigenen Atemrhythmus- auch in prekären Lebenssituationen. Achtsam und mit Hingabe erfahren wir am 'Leitseil des Atems' (Professor Ilse Middendorf), w i e wir uns situativ in die Weite ausdehnen können anstatt in innerer Enge zu stagnieren. Wer lernt, seinen eigenen Atem zu modulieren und zu zentrieren, kommt in den Genuss intuitiver Gewissheit und schmiegsamer Anwesenheit in der Welt. Atem durchpulst ist Transzendenz erfahrbar.'
Übung und Gespräch mit Miranda Markgraf “Maintaining The Unknown - “ Miranda Markgraf lädt ein, für Augenblicke gemeinsam in den spontanen und authentischen Ausdruck eines physischen, seelischen und geistigen Körpers einzutauchen. Im Moment geborene Bewegungen erzählen von persönlichen Erfahrungen und tiefen Empfindungen, von früheren Zeiten und vom Jetzt. Embodiment und Somatische Praktiken sind heutige für Markgraf Transformations- und Selbstheilungswege wo Körper, Seele und Geist als ineinander verwoben und in gegenseitiger Wechselwirkung miteinander verstanden werden. Individuelle und kollektive Trauma Arbeit wird hier auf persönlicher und gesellschaftlicher Ebene zugleich angewandt. Soziale, institutionelle und politische Strukturen werden in Bewegung gebracht, in verkörperten Tiefen transformiert und neu verhandelt. Prozesse sind am Laufen, die die Wirklichkeit verändern. Die eigene Wahrnehmung wird ernst genommen. Gesehen werden, akzeptiert und angenommen sein, Sicherheit fühlen. Das sind Voraussetzungen für einen Heilungsprozess.
18:30 Gespräche Was hat der Mensch von den sublimsten geistigen Erkenntnissen, wenn sie nicht in seiner alltäglichen Lebensform selbstverständlichen Ausdruck finden? Aufsteigender Geist und formgebendes Stehen auf dem Boden der Wirklichkeit – beides bestimmt in wechselnder Schwingung das Leben als Weg u.a. mit Mechtild Oltmann, Claudia Reinhardt München, Rosa Coco Schinagl, Kelsang Gogden Moderation: Prof. Dr. Andreas Feldtkeller.
20:15 PERFORMANCE »Manto I« für Viola solo von Giacinto Scelsi Johanna Lamprecht Viola und Jona Lindermayer Bewegungskunst
»Manto I« für Viola solo von Giacinto Scelsi. Eine Entwicklung der Beziehung zwischen Hörbarem und Sichtbarem wird in der Gleichzeitigkeit und im Nacheinander performativ und improvisatorisch erfahrbar.
Johanna Lamprecht ist freischaffende Bratschistin und Doktorandin der Philosophie. Sie verknüpft Forschung und Performance, Alte und Neue Musik, Improvisation und künstlerische Projektgestaltung und promoviert derzeit zum Erkenntnismodus des Hörens. Jona Lindermayer ist freischaffende Eurythmistin, künstlerisch sowie als Dozentin und Therapeutin tätig. Ihr künstlerisches Schaffen mit Improvisation, eigenen Kreationen und Interpretationen ist verbunden mit menschenkundlicher Forschung.
“triple helix” Duo Milton Camilo & Thomas Feyerabend
“triple helix” wird auf Herbst verschoben, da sich ein Künstler am Fuß verletzte.
Ausstellung Der Erfinder der Elektrizität. Joseph Beuys und der Christusimpuls
Hinweis: Für den Besuch der St. Matthäus-Kirche ist keine Anmeldung und keine Bescheinigung über das Vorliegen eines negativen Corona-Tests nötig.
Joseph Beuys (1921–1986) gehört zu den prägendsten deutschen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Im Jubiläumsjahr 2021, in dem Joseph Beuys 100 Jahre alt geworden wäre, wird umfassend an sein vielseitiges Werk erinnert. In diesem Rahmen untersucht die Stiftung St. Matthäus in Berlin in einer gemeinsam mit dem ehemaligen Leiter des Hamburger Bahnhofs und Beuys-Experten Eugen Blume konzipierten Ausstellung die wenig beachteten religiösen Wurzeln im Schaffen Beuys‘.
Die tiefe Religiosität in Joseph Beuys‘ Schaffen hat ihre Wurzeln im so genannten „Christusimpuls“ nach Rudolf Steiner. „Der Erfinder der Elektrizität“ schrieb Joseph Beuys 1971 auf eine Serie von kleinen Herz-Jesu-Bildchen, um auf die revolutionäre, erneuernde Kraft des Gottessohnes hinzuweisen. Für Beuys steht Christus am Beginn einer noch immer nicht eingelösten Emanzipationsgeschichte des Menschen gemäß der Gleichung: „Kunst = Mensch = Kreativität = Freiheit = Denken = Plastik“ – Joseph Beuys ging es mit seinem „erweiterten Kunstbegriff“ um eine Freisetzung des Menschen in seinem Denken und Handeln: „Jeder Mensch ist ein Künstler“, sofern es ihm gelingt, seine ureigene Fähigkeit zur kreativen Freiheit zu verwirklichen – so wie es Christus in seiner Freiheit gegenüber den Weltverhältnissen vorgelebt hat. Auf die Frage des Jesuitenpaters Friedhelm Mennekes was sein wichtigster Beitrag zum Christusbild gewesen sei, antwortete Joseph Beuys: „Der erweiterte Kunstbegriff. Ganz einfach.“ Dass sich die Suche nach dem Christusbild vor diesem Hintergrund nicht in der nahtlosen Anknüpfung an christliche Ikonographie erschöpfen kann, sondern als ‚Arbeit am Christusbild‘ und als Arbeit an einer neuen Gestalt von Gemeinschaft („Soziale Plastik“) verstanden werden muss, ist Ausgangspunkt dieser Ausstellung.
Die Ausstellung in der Berliner St. Matthäus-Kirche zeigt Arbeiten von Joseph Beuys aus unter-schiedlichen Schaffensphasen: Im Zentrum des Kirchenraumes steht die „Dumme Kiste“ (1982), deren durch Filz isolierte Kupferseiten in die Frage der Energieleitung und der Möglichkeit des Aus-tauschs von Kräften führen. Über dem Altar ist der Film „hinter dem Knochen wird ge-zählt/Schmerzraum“ (1983) zu sehen, der sich nicht nur mit den drohenden Konsequenzen eines Atomkrieges, sondern auch mit der selbst gewählten Isolation des Menschen beschäftigt – in un-mittelbarer Nähe, wie ein Hoffnungszeichen, die Herz-Jesu-Serie „Der Erfinder der Elektrizität, der Dampfmaschine, der Stickstoffsynthese usw.“ von 1971. Im Film „Beuys“ von Werner Nekes spricht Beuys – wie an einer Klagemauer – gegen die Wand, während er in „Eurasienstab“, um das Licht kreisend, die Erneuerung der Verbindungen sucht. Umlaufend um den Kirchenraum führen Joseph Beuys´ Ausstellungsplakate in die Aktion und die konkrete Arbeit an der sozialen Plastik, während – ebenfalls umlaufend – Zitate aus einem Gespräch zwischen dem Jesuitenpater Friedhelm Menne-kes und Joseph Beuys die Verbindung dieser Arbeit zur Arbeit am Christusbild zeigen – beispielhaft vor Augen im Film „Celtic“ (Fußwaschung) in der Sakristei der Kirche.
Ergänzt wird die Präsentation durch Arbeiten des Fotografen Lothar Wolleh: Wolleh, der zeitweise auch künstlerisch mit Beuys zusammenarbeitete, hatte Beuys 1970/71 bei Ausstellungsaufbauten in Stockholm und bei seiner Aktion „Filz TV“ begleitet und dabei seltene Einblicke in Beuys´ Schaffensprozess bekommen. Seine Fotografien sind einzigartige Dokumente des Künstlers auf den Emporen der Kirche: „Lothar Wolleh, Die Kunst der Dokumentation, Joseph Beuys 1970/71“.
Prof. Dr. Eugen Blume: „Die Kunst war für Joseph Beuys die einzige Möglichkeit, eine in jeder Hinsicht auf den Abgrund zuschreitende Menschheit zu retten. Dass er sich in diesem Zusammenhang öffentlich auf Christus beruft, ist im Umfeld der weitgehend atheistischen Nachkriegsavantgarde überraschend. Christus hat nach seiner Vorstellung die Freiheit erst ermöglicht und dieser Weg in die Freiheit schließt das Böse ein, das wie das Gute erst durch den Mensch gewordenen Sohn Gottes an Kraft gewonnen hat. Beuys schrieb auf fünf kleine Herz-Jesu-Bildchen die erstaunlichen Sätze, Jesus Christus ist der Erfinder der Stickstoffsynthese, der Gravitationskonstante, des 3. thermodynamischen Hauptsatzes, der Dampfmaschine und der Elektrizität. Für Beuys ist es das Lumen Christi, die für ihn einzige reale Möglichkeit der Erlösung aus dem geistlosen Materialismus des späten 20. Jahrhunderts.“
Pfarrer Hannes Langbein: „Es ist erstaunlich wie sehr Joseph Beuys´ Werk durch den so genannten „Christusimpuls“ geprägt ist. Beuys sah im Heilswerk Christi einen bis dato nicht dagewesenen Freiheits- und Heilungsimpuls, der sich bis in seine eigene Kunst hinein fortsetzt: Kunst bedeutet Heilung durch das Freisetzen des Menschen. Wie dieser Impuls bis in seine Arbeit an der „sozialen Plastik“, also in die Arbeit an der Gestalt unseres Zusammenlebens hineinwirkt, und wie sich diese sozialplastische Arbeit mit der geistlichen Arbeit in einem Kirchenraum verbindet, wollen wir in unserer Ausstellung untersuchen.“