Am 14. März wurde angesichts des Vordringens des Coronavirus in Spanien der Alarmzustand ausgerufen. Seither war es strengstens verboten, das Haus zu verlassen, außer aus Gründen höherer Gewalt. Der Gang zum Supermarkt, in die Apotheke, ins Krankenhaus oder zur Pflege eines Angehörigen waren die einzigen Gründe, die es rechtfertigten, für Menschen, die keine als wesentlich erachtete Arbeit verrichten, auf die Straße zu gehen. Die Ausgangsperre, eine der härtesten in Europa, dauerte fast fünfzig Tage. Dieses Büchlein entspringt der Seltsamkeit jener Tage, die ich in einer Wohnung verbrachte, die meine Familie auf dem Hauptplatz von Salamanca besitzt.
Die Stadt, leer von Touristen und Studenten, alterte innerhalb weniger Tage um Jahrzehnte und bot eine Land schaft der Trostlosigkeit, wie am Ende eines Zyklus. Acht Tage nach der Bewilligung des Alarmzustands begann ich –in dem Versuch, die Langsamkeit und Langeweile zu akzeptieren– täglich ein einziges Foto zu machen. Bilder kommen vor Worten; die Texte kamen also danach. Ich hoffe, dass das Ergebnis nicht als eine Romantisierung der Ausgangsperre gelesen wird, sondern als ein Versuch, die Verwirrung in Bilder zu versetzen.
Ich möchte Friederike dafür danken, dass sie mich ermutigt hat, dieses Tagebuch der Ausgangsperre zu veröffentlichen, auch für die Geduld, mit der sie meinem Chaos gegenüberstand, und für ihre sorgfältige redaktionelle und grafische Arbeit. Dank auch an Alvaro, der die Texte zu den Fotos ins Deutsche übersetzt hat. Übersetzen heisst Umschreiben, so dass Deutschsprachige eine verbesserte Version des Tagebuchs lesen können. Schließlich danke ich Thomas, der mir nicht nur unfreiwillig für einige Fotos Modell stand, sondern mir auch seine Kamera lieh, damit ich während der Quarantäne Augen zum Durchschauen haben würde. Sara Serrano